auftrag medien. alles inklusive.

von Till Frommann







Dienstag, 17. Juli 2007

Es naht, wieder einmal, das Ende. Keine Meteoriten. Keine Aliens. Keine Dinosaurier, die durch irgend welche Zeitportale schwappen, um New York, Rio und Tokio zu zerstören. Oder vielleicht doch. Die Enden kommen halt immer überraschend. Niemand erwartet sie. Nur der Fernsehzuschauer kann sie sich per Fernsehprogramm auf seinen Fernseher auswählen, die Katastrophen, die das Ende bedeuten.

Heute und morgen also wieder einmal: das Ende der Welt. Wie langweilig. Das Ende der Welt habe ich schon oft gesehen, das ist nicht mehr besonders spannend.

Während meines Seminaraufenthalts konnte ich vom Berg aus wunderbar auf die Gegend schauen. Kleine Ortschaften – und irgendwo dazwischen ein kleines Atomkraftwerk. Irgendwie war die wunderbare Kitschortstimmung sofort nur noch kaum bis überhaupt nicht mehr vorhanden: Wenn das jetzt explodiert, dachte ich mir. Und dann dachte ich daran, dass ich nicht nur Höhenangst habe, sondern auch Angst vor Atomkraftwerken. So ist das nun einmal mit mir und meinen vollkommen irrationalen Ängsten.

Heute und morgen läuft die dreiteilige Miniserie “Revelations – Die letzte Offenbarung” auf Kabel 1 (20 Uhr 15). Untergang der Welt. Und so weiter und so fort. Es geht um Astrophysik, Satanisten und die apokalyptische Offenbarung des Johannes. Genug Schlagworte, um schon so ein Urteil über diese Serie zu fällen?

Nö. Ich will den Schwachsinn sehen. In seiner vollen länge. Bitte. Danke.





Kolumne: Wirtschaftlich denkende Tauben

Die Tauben werden immer frecher. Ich habe einen kleinen Balkon mit Richtung zum Hinterhof. Ganz gemütlich eigentlich, um dort einige entspannende Stündchen zu verbringen. Um zu dösen. Um Zeitung zu lesen. Auch die Tauben scheinen meinen Balkon zu lieben. weiter





Kolumne: Singsang in der Sauna

Es nervt, dabei soll man sich an diesem vermeintlichen Ort der Muße, diesem Tempel der geistigen und körperlichen Entschlackung, einfach gehen lassen können. Doch es geht nicht, es ist schrecklich. . weiter





Montag, 16. Juli 2007

Oh. Überraschung. Wieder neue Folgen einer unterhaltsamen Serie, von der ich bisher leider nur die erste Staffel gesehen habe – nämlich von “4400 – Die Rückkehr” (Pro Sieben, 20 Uhr 15).

Jetzt also die dritte Staffel. 4400 Menschen wurden in verschiedenen Zeiten von Außerirdischen entführt und irgendwann gleichzeitig wieder freigelassen. Jetzt haben sie seltsame Fähigkeiten. Das klingt, natürlich, wieder nach Trash, aber die erste Staffel war wunderbar spannend. Ich müsste nun also nur noch die zweite Staffel nachholen, aber bis dahin sind die aktuell laufenden Folgen wahrscheinlich längst wieder vorbei. Und ich müsste sie nachholen.

Nicht, dass Fernsehen zur Sucht werden könnte.





Sonntag, 15. Juli 2007

Heute läuft auf VOX um 20 Uhr 15 die Dokusoap “auf und davon – Mein Auslandstagebuch”. Darin geht es um Jugendliche, die für längere Zeit ihre Familien verlassen, um andere Länder unsicher zu machen.

Ich selbst führe ja an dieser Stelle ebenfalls ein Tagebuch. Es könnte heißen: “halt und hier geblieben – Mein Fernsehtagebuch.” Man würde in einer Dokusoap mit diesem Namen 120 Minuten lang sehen, wie ich vor dem Fernseher sitze und hin und her zappe und womöglich sogar dabei einschlafe. Sabber läuft mir aus dem Mundwinkel, und dabei schnarche ich laut.

Das brächte zwar keine großartige Einschaltquote, aber dafür ist es wahr. Das ist mein Leben.





Samstag, 14. Juli 2007

Gestern ist Freitag, der 13. gewesen. Gut, dass ich nicht abergläubisch bin, denn höchst wahrscheinlich wird gestern nichts passiert sein. Ob wirklich nichts geschehen ist (und ob dies womöglich ein Fernsehtagebucheintrag aus dem Jenseits ist) kann ich nicht sagen, weil heute für mich (in Echtzeit!) Montag, der 9. Juli ist. Alles vorproduziert. Alles eine Lüge mit dem Datum.

In dieser Woche habe ich nämlich vier Tage lang ein Seminar über Gerichts- und Polizeijournalismus gehabt. Oder werde gehabt haben. Und deswegen habe ich viel vorproduzieren müssen für dieses Fernsehtagebuch. Ob es gut gewesen ist? Keine Ahnung. Denn, wie gesagt, heute ist für mich Montag, und das Seminar fängt morgen an. Oder, je nach Blickrichtung, vor vier Tagen. Und habe ich nicht schon einmal über dieses Zeitparadoxon geschrieben? Alles wiederholt sich. Ist halt so.

Man muss nur die Blickrichtung ändern, und schon stellt sich alles auf den Kopf. Und die Welt wird enger mit jedem Tag.

Den Film “Solaris” (Vox, 20 Uhr 15 und 1 Uhr 50) habe ich noch nie gesehen. Die Buchvorlage von Stanislaw Lem ist, natürlich und furchtbar trivial, diese Feststellung, in der Vergangenheit geschrieben worden und behandelt (denn es ist ein Science Fiction) die Zukunft. In der Verfilmung geht es um eine Forschungsstation in der Umlaufbahn des Planeten Solaris und tote Menschen, die plötzlich wieder erscheinen. Sagt meine Programmzeitschrift. Wahrscheinlich werde ich sowieso wieder nicht dazu kommen, den Film zu sehen. Wieder einmal leider.





Freitag, 13. Juli 2007

Ach, was soll es denn. Was soll ich mich winden, was soll ich es leugnen. Was soll ich mich beschweren? Bin ich ein Geek? Mal sage ich “Ja, natürlich!”, mal antworte ich mit “Was soll diese Unverschämtheit?”, mal ist es ein Sowohl-als-auch, ein Sind-wir-nicht-alle-ein-bisschen-geekig?

Jetzt, zum Wochenende hin, möchte ich deshalb Klarheit in dieses Thema bringen und mich denunzieren. Also: Ich bin ein Geek. Jetzt haben es alle schriftlich. Ich bin mit geschmacksverwirrenden Comics aufgewachsen, mit “Mad” und Alfred E. Neumann, mit Jan-Tenner-Kassetten, mit Otto Waalkes. Was also hätte anderes aus mir werden sollen? Na also.

Ganz so geschmacksverwirrt bin ich jedoch auch wieder nicht. Heute läuft viel Murks im Fernsehen, den ich trotz dieser Vorprägung niemals einschalten wollen würde: Auf dem SWR läuft um 20 Uhr 15 “Fröhlicher Alltag” mit den Musikern Judith und Mel, Maria Da Vinci, Reiner Kirsten und Angelo Borer. Ich weiß nicht einmal, ob das alles Musiker sind, aber ich gehe ganz stark davon aus, dass sie alle nicht musikalisch sind. Auf dem MDR öffnet die “Wernesgrüner Musikantenschenke”. Nur auf dem WDR läuft ein Lichtblick, nämlich “Glückwunsch, Alsmann!”, ein Porträt über Götz Alsmann. Der macht wenigstens gute Musik. Ach nein, der macht ja unter anderem auch Jazz, und Jazz ist doof, nur nicht ganz so doof wie Volksmusik.

Volksmusik! Wer das hört, ist ebenfalls geekig, frisst aber noch dazu kleine Kinder. Und das ist viel schlimmer, was beschwere ich mich eigentlich über mich?





Donnerstag, 12. Juli 2007

Ich betrete den Laden, und ein Schwall voller schweißgeruchgetränkter Luft weht mir entgegen. Der Laden ist unaufgeräumt, schmierig und nicht sehr einladend. Ich bleibe, trotzdem, in dem Etablissement, und ich halte mich mit den anderen Kunden (verpickelte Halbwüchsige!) viel zu lange in dieser luftverpesteten Drecksbude auf.

Leider bin ich selbst einer dieser verpickelten Hackfressen. Ich bin, zumindest in meiner Erinnerung, vierzehn Jahre alt. Wahrscheinlich war ich jedoch bis neunzehn, zwanzig Stammkunde in diesem Comicladen und habe mein halbes Taschengeld in diese Trivialkultur investiert. Mangas, Superman, Spider-Man, Batman, Preacher, Transmetropolitan. Comics von Alan Moore. Simpsons-Comics. Meine Güte, für dieses Geld könnte ich jetzt bestimmt sieben bis acht Mal in den Urlaub fahren.

Ich kann bestätigen, dass ich damals zu, sagen wir, 75 Prozent ein Geek gewesen bin und ich heute noch die Nachwirkungen dieses Konsums zu spüren kriege. Zu 100 Prozent normal bin ich nicht, und das will ich auch nicht sein. Geek möchte ich jedoch trotzdem nicht genannt werden. Ich bin halbwegs normal, nur manchmal ein ganz klitzekleines bisschen verschroben. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.