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von Till Frommann







Montag, 30. April 2007

Finanziell geht es mir gerade so schlecht, dass ich mich täglich nur noch von Haferbrei ernähre.

Frühstück: Haferbrei.

Mittagessen: Haferbrei.

Abendbrot: Haferbrei.

Mitternachtssnack: Haferbrei.

Weil das Wetter gerade so herrlich gut ist, fällt es mir leicht, die Heizung ausgeschaltet zu lassen, und Leitungswasser schmeckt auch gar nicht so schlecht. Auf Grund meiner Mangelernährung habe ich nun zwar gesundheitliche Probleme, aber das wird schon wieder, denke ich mir, das wird schon wieder.

Heute läuft um 20 Uhr 15 “Der große Finanz-Check” auf dem WDR. Das würde ich mir anschauen wollen. Nur: Wie, ohne Strom? Manchmal wünschte ich mir, dass ich endlich wieder elektrisches Licht hätte.





Sonntag, 29. April 2007

Heute bleibt diese gottverdammte Glotze aus. Schluss mit diesen flimmerigen Verdummungsbildern. Jetzt wird Radio gehört, aber bitte nicht irgendein Durchhörsender, sondern Radio Eins, dieses großartige Radioprogramm aus Berlin.

Gerade heute lohnt es sich, weil heute von 16 bis 18 Uhr “Show Royale” läuft. Die zwei Moderatoren sind so wienerisch komisch, dass es schon wieder depressiv macht. Sie reden über ihre Krankheiten, darüber wie schrecklich alles ist und womöglich sogar darüber, dass früher alles besser war. Auch wenn einige Äußerungen ironisch gemeint sein sollten – das Leben ist tatsächlich so: teilweise lustig, teilweise jedoch auch furchtbar schrecklich.

Kann man auch über einen Livestream hören.





Samstag, 28. April 2007

Und manchmal lese ich einfach nur das Fernsehprogramm durch und bleibe beim Überfliegen bei den Sendungen hängen, die ich mir auf gar keinen Fall anschauen werde – zum Beispiel läuft heute Abend um 20 Uhr 15 auf RTL der indische Spielfilm “Lebe und denke nicht an morgen!”

Würg!

Das klingt wie “Sorge dich nicht, lebe!”. Oder wie “Kotze, dann fühlst du dich befreiter”.

Auch, wenn es mir im Moment teilweise gut geht, ich manchmal jedoch nicht richtig lebe, weil ich an morgen denke, muss ich mir solch einen potenziellen Kitschkram nicht antun. Ich kenne hier noch kaum Menschen, aber ansonsten geht es mir – jajaja, ich wiederhole mich – relativ gut.

Morgen ist auch noch ein Tag. Und deshalb sorge ich mich so.





Freitag, 27. April 2007

Unsere Familienfeiern haben einen ganz besonderen Charme: Eigentlich reden so gut wie alle ununterbrochen und hören dem Gesprächspartner dabei natürlich auch nicht zu. Eine riesig laute Lautstärke ist das und zwar vollkommen ohne Informationsgehalt. Erwähnte ich schon, wie sehr ich diese Familienfeiern liebe?

Deshalb verstehe ich nicht, dass sich Günther Jauch diesmal Familien bei “Wer wird Millionär?” eingeladen hat. Vier Familienmitglieder reden mit ihm – oder, was wahrscheinlicher wäre, wenn es sich dabei um meine Familie handeln würde, sie würden nicht mit ihm reden, sondern ununterbrochen irgend einen Monolog brabbeln. Dann würde Jauch irgend etwas sagen, aber das würde allen egal sein – sie würden einfach nicht zuhören.

Und sind eigentlich alle Familienfeiern so, oder ist meine Familie etwas ganz Besonderes?





Donnerstag, 26. April 2007

Ich mag Affen. Affen sind drollig, trottelig und hin und wieder auch etwas dümmlich – so ähnlich wie Menschen halt. In Zoos liebe ich es, unsere Quasiverwandten anzuschauen und mich davon zu überzeugen, dass sie uns Menschen tatsächlich sehr, sehr ähnlich sind, man beachte die Frequenz, in der sie sich kratzen.

Heute ist anscheinend Affentag im Fernsehen. Nicht nur, dass die üblichen Lackaffen in den üblichen Talkshows auftreten und sich dort mitunter primatengleich kratzen, nein, anscheinend haben sich der Science Fiction Channel, Vox und Arte zu einer seltsamen Vereinigung verbündet, um uns Gorillas, Schimpansen und andere Affen zu präsentierten. Der Science Fiction Channel zeigt “Twelve Monkeys”, Vox “Planet der Affen” und Arte “Ein Affe im Winter”.

Und manchmal fühle ich mich selbst wie ein Affe, zum Beispiel, wenn mir Nasenhaare aus der Nase wachsen, wenn mir viel zu schnell ein viel zu dichter Bart wächst und, ja, wenn ich mich wieder einmal in einer viel zu hohen Frequenz kratze.





Mittwoch, 25. April 2007

In dieser gar so verwirrenden Welt fühlt man sich oft doch verloren. Niemand versteht einen, alles ist schlimm, und was soll dieser Quatsch überhaupt? Man steht neben sich, weiß eigentlich gar nicht, was es einen überhaupt an diesen Ort hier verschlagen hat. Diverse Sinnfragen machen es einem auch nicht leichter.

Wer bin ich?

Was mache ich hier?

Und was soll das alles?

Im Moment geht es mir gut, vielen Dank der Nachfrage. Ich fühle mich nur halb verloren in dieser neuen Stadt, in der ich noch keine Freunde gefunden habe, aber dafür macht mir die Arbeit Spaß. Okay, ist ja schon gut, natürlich fühle ich mich ein ganz klein wenig verloren. Aber das gibt sich wieder, das Gefühl, ganz bestimmt.

In der Sendung “Wo ist Lippi?” um 20 Uhr 15 auf dem MDR geht es darum, dass Showmaster Wolfgang Lippert mit verbunden Augen in einer Stadt ausgesetzt wird. Er muss nun herausfinden, in welcher Oststadt er sich befindet. Ein einigermaßen einfaches Showkonzept für eine wahrscheinlich leidlich lustige Sendung.

Ungefähr so fühlt es sich jedoch an, dieses unangenehme Gefühl, das man in dieser gar so verwirrenden, schrecklich globalisierten Welt immer wieder zu spüren bekommt: Verloren fühlt man sich. Irgendwo ausgesetzt, keine Ahnung wo. Ungefähr so, als wenn jemand einem die Augen verbunden und in einer fremden Stadt ausgesetzt hätte.





Dienstag, 24. April 2007

Ob ich mich für Politik interessiere? Drücke ich es am Besten so aus: Gestern Abend saßen mein Mitbewohner, eine Flasche Weißwein und ich am Rhein und redeten mehr über Kinofilme als über die neuen, mittelalten und alten Krisen der Koalition und weshalb es Kurt Beck so wahnsinnig schlecht geht. Andererseits lese ich schon sehr viele Nachrichtenseiten im Internet, zwei Tageszeitungen und kann durchaus sagen, dass ich einigermaßen informiert bin, was das politische Geschehen anbelangt.

Heute läuft um 22 Uhr 45 “Doppelspitze” auf Arte, ein Spielfilm über Tony Blair und Gordon Brown. Ich habe bisher weder diesen Film, noch das neue, oscarprämierte Machwerk des Regisseurs Stephen Frears gesehen – nämlich “The Queen”. Wie war die Krise in der britischen Labour Partei? Und wie sind eigentlich die neuen, mittelalten und alten Krisen in Großbritannien?

Ach, was soll´s. Ich gebe zu: Wahrscheinlich werde ich eh wieder um 22 Uhr 15 “Monk” auf RTL sehen. Denn mehr als für Politik interessiere ich mich für seltsame Typen mit Macken. Ich kann mich mit ihnen nämlich sowas von gut identifizieren.

Die Flasche Weißwein hatte sich im Übrigen vollständig aus unserem abendlichen Gespräch herausgehalten. Nicht sehr gesprächig, ob wir sie mit irgend etwas beleidigt haben?





Samstag, 21. April 2007

Ich gebe zu, dass ich auf vielen Gebieten äußerst untalentiert bin. Man könnte mich in vielen Fällen und bei vielen Gelegenheiten als Versager bezeichnen, so hart das auch für mich klingen mag. Andererseits: Ist nicht jeder auf diversen Gebieten ein Versager? Trottelig bin ich hin und wieder auch.

Nun gut, genug der Selbsterniedrigung – andere Dinge kann ich andererseits nämlich richtig gut, und ich hoffe immer wieder, dass das alle minderwertig ausgeprägten Fähigkeiten einigermaßen ausgleicht.

Weil ich ganz und gar nicht gut singen kann, hatte ich meine Schwierigkeiten, Freunde von mir zu einem Karaokeabend zu überreden. Ich hatte so ungefähr zwei Jahre damit verbracht, sie zu fragen, ob sie denn nicht, und warum denn nicht, und es wäre doch ganz bestimmt ganz lustig, und Karaoke hätte doch auch viel damit zu tun, bewusst in der Öffentlichkeit zu scheitern. Aber es hatte keinen Sinn, und so übte ich ganz für mich allein immer und immer und immer wieder das Lied, mit dem ich meinen großen Auftritt haben wollte – nämlich “Bohemian Rhapsody” von Queen.

Durch Zufall hatte es sich dann doch ergeben, sich mit Freunden bei einem Karaokeabend der kritischen Masse auszusetzen. Zwei Lieder gesungen, beim ersten ausgebuht, beim zweiten überschwänglich gelobt worden. Ein gutes Ergebnis, fand ich.

Heute läuft wieder einmal “Deutschland sucht den Superstar”, eine der meistgesehenen Karaokesendungen des deutschen Fernsehens. Gut, das Niveau ist deutlich höher als in einer dieser üblichen Karaokekaschemmen. Aber eines ist dieser voyeuristische Kram in der Tat – nämlich das öffentliche Zurschaustellen vom Versagen. Und das sehen wir doch alle sehr gerne, nicht wahr?